Letzten Montag waren wir voller Freude: Nachdem wir bereits im Dezember eine Förderzusage der Stiftung Sächsische Gedenkstätten für unser gemeinschaftliches Rechercheprojekt zum Kriegsende im Tharandter Wald erhalten hatten, kam nun auch der Förderbescheid vom Fonds Soziokultur.
Doch dann brach am Donnerstagmorgen der Krieg aus.
Über den völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine, von dem viele Freund*innen und Kolleg*innen dort und im Baltikum direkt betroffen sind, sind wir noch immer fassungslos. Seit Beschäftigung mit unserem Projekt werden wir stetig mit den krassen Auswirkungen von Krieg auf die Zivilbevölkerung konfrontiert, die bis heute reichen. Selbst in hohem Alter zeigen sich Zeitzeug*innen von damals noch heute tief betroffen, berichten von Zerstörungen und vor allem von Traumata, die bis in die nächsten Generationen reichen. Aus ihren Berichten und anderem Material geht eindrucksvoll hervor, wie verheerend sich der Krieg selbst in einer kurzen Zeitspanne und einem begrenzten Raum auswirkt. Und jetzt beginnt ein neuer Krieg?
Für uns bedeutet das, dass wir darauf in unserem Projekt reagieren müssen, weswegen wir uns erst einmal sortieren. Auf näheres zur gemeinschaftlichen Recherche gehen wir deshalb später noch ein. An dieser Stelle stattdessen ein paar Hinweise zur aktuellen Situation.
Auch im Bereich der NS-Aufarbeitung gibt es Initiativen, sich solidarisch mit den Ukrainer*innen zu verhalten: Es leben nach wie vor über 10.000 Holocaust-Überlebende in der Ukraine. Finanzielle Unterstützung kann z.B. über die Spendenkampagnen des Joint Distribution Committee oder dem Maximilian-Kolbe-Werk geleistet werden, die sich explizit um Hilfe für KZ- und Ghetto-Überlebende bemühen.
Unser ukrainischer Kollege Ihor (ehem. freier Mitarbeiter der Gedenkstätte Buchenwald und beteiligt an der Aufarbeitung des Massakers in Babyn Jar) bat um Spenden für humanitäre Hilfe über die Organisation Libereco und/oder für die ukrainische Armee.
Es gibt auch die Möglichkeit zum Unterzeichnen des „Statement on the War in Ukraine by Scholars of Genocide, Nazism and World War II“.
Carola Ilian und Anke Binnewerg
[28.2.2022 / 9.3.2022]